Was ist Biografiearbeit und wofür ist sie gut? In diesem Artikel beschäftigen wir uns mit allen Aspekten und geben wichtige Tipps. Kurz und kompakt, weil einfacher verständlich.
Was ist das Ziel von Biografiearbeit?
In der Biografiearbeit geht es um die Lebensgeschichte eines Menschen. Sie wird in der Pflege eingesetzt. Besonders erfolgreich ist die Biografiearbeit, weil je detailierter das Leben des Pflegebedürftigen bekannt ist, dessen Umstände auch besser berücksichtigt werden können. Missverständnisse oder negative Trigger lassen sich so vermeiden. Das Ergebnis ist eine daher ein höherer Wohlfühl-Faktor des Menschen, Wertschätzung und gleichzeitig die Vermeidung von Fehlern. Sie hilft beim älter werden und alt sein.
Was ist Biografieorientierte Pflege?
Jeder Mensch handelt auf Grund von Erfahrungswerten. Die biografieorientierte Pflege versucht deshalb, das Leben des Menschen besser zu verstehen um somit gezielter pflegen zu können. Es geht also nicht unbedingt darum, eine Biografie schriftlich zu verfassen sondern um die Hintergründen und der Lebensgeschichte eines konkreten Menschen. Hierzu zählen familiäre Aspekete aber auch Leid, Erfolge sowie persönliche Erfahrungen. Pflegekräfte sind mithilfe dieses Wissens demnach in der Lage, die Patienten und deren Handeln besser zu verstehen.
Was ist der Unterschied zur Biographie?
Eine Biografie schreiben meist Menschen um bewusst Erinnerungen festzuhalten. Manchmal geht es darum, der Nachwelt etwas zu erhalten. Oft spielt aber auch der persönliche Wille eine tragende Rolle. Eine Biografie ist immer eine bewusste Entscheidung. Bei der Biografiarbeit hingegen steht nicht das Buch (als Ergebnis) sondern der Weg dorthin im Fordergrund. Es geht um den Lebensweg einer Person und deren Erfahrungen. Postive wie negative Erfahrungen spielen daher eine wichtige Rolle und werden am besten im Gespräch ermittelt.
Warum ist die Biografiearbeit wichtig?
Vor allem in der Altenpflege ist Biografiearbeit ein wichtiges Verfahren der aktivierenden Pflege. Sie stellt den Menschen und seine Vergangenheit in den Mittelpunkt. Diese sehr individuelle Arbeit erfolgt in vielen Gesprächen. Bei dementen Menschen ist die Biografiearbeit besonders vielversprechend, denn Sie kann helfen das Gedächtnis und somit die Idendität länger zu schützen.
Voraussetzungen für die Biografiearbeit
„Nichts kann den Menschen mehr stärken als das Vertrauen, das man ihm entgegenbringt.“ Auf die Biografiearbeit trifft dieses Zitat bestens zu, denn Vertrauen ist die Grundvoraussetzung. Darüber hinaus gibt es einige Aspekte die zum gelingen beitragen können.
- Feingefühl. In der Vergangenheit eines Menschen liegen gute und schlechte Zeiten. Das intensive Gespräch kann traumatische Erlebnisse hervorbringen. Feingefühl und Empathie sind deshalb äußerst wichtig.
- Atmosphäre. Ein vertrauliches Gespräch kann nicht auf dem Flur stattfinden. Der Gesprächsort sollte behaglich und vertraut sein. Vor allem aber diskret, damit sich der Mensch öffnen kann. Eine angenehme Atmosphäre unterstützt den Prozess.
- Vertrautheit. Pflegekraft und Bewohner müssen sich kennen und vertrauen. Für ein gutes Ergebnis ist diese Vertrautheit die Basis weil sich der Mensch sonst nicht öffnen kann. Gerade der Prozess der Reflektion erfordert hohes Vertrauen auf beiden Seiten.
- Einverständnis. Eine Biografiearbeit kann verbal erfolgen. Meist werden die Inhalte jedoch schriftlich festgehalten. Für diese Form der Dokumentation ist das Einverständnis des Bewohners bzw. seiner Familie erforderlich. Auch während der Gespräche muss daher immer klar sein, welche Informationen niedergeschrieben werden und welch Details vertraulich bleiben.
Was ist Erinnerungspflege?
Im Zusammenhang mit biografiearbeit wird oft Erinnerungspflege bzw. Erinnerungsarbeit genannt. Hierunter versteht man die angeleitete Verarbeitung von Lebenserinnerungen sowie Erfahrungen eines Menschen. Durch Erinnerungspflege wird das Gedächtnis gefördert und eine Verbindung von Vergangenheit, Zukunft und Gegenwart aufgebaut.
Biografie schreiben – wie geht das?
Entscheiden sich Pflegekraft und Bewohner dazu, die Biografie schriftlich festzuhalten, dann ist das „Wie“ natürlich ein wichtiger Punkt. Inhalte einer Biografie sind der Geburtsort, die Familie, Ausbildung, wichtige Entscheidungen im Leben. Wir haben hierfür eine Anleitung verfasst, die Biografie schreiben Schritt für Schritt ermöglicht.
Die Rolle der Biografie in der Pflege
Mit zunehmenden Alter schwindet die Auswahl möglicher Hobbys. Schon rein körperlich sind viele Aktivitäten nicht mehr durchführbar. Eine Biografie hingegen ist eine Beschäftigung, die den Menschen aktiviert. Wie bereits oben erleutert, hilft die Biografiearbeit auch dem Personal, die Bewohner besser zu verstehen. Sie hat also Vorteile für beide Seiten.
Die Motivation für eine Biografie geht jedoch darüber hinaus. Wenn das Leben zu seinem größten Teil bereits vorbei ist, kann der Rückblick beruhigend sein. Es geht darum, Situationen neu zu bewerten und auch Rückschlüsse zu ziehen. „Im Nachhinein ist man immer schauer.“ Menschen die zurück blicken erkennen oft Zusammenhänge, die in der direkten Situation nicht sichtbar waren. Sie erkennen Regeln und Linien die sich durch das eigene Leben gezoge und es bestimmt haben. Somit kann zum Beispiel ein belastender Streit im Rückblick entkräftet und verstanden werden. Der Mensch findet daraufhin inneren Frieden und Gelassenheit. Die Rolle der Biografie in der Pflege ist damit ein wichtiges, sensibeles Instrument.